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Geografie
Das heutige Varel entstand 1972 durch den Zusammenschluss der Stadt Varel mit der sie umgebenden ausgedehnten Landgemeinde. Damit vereint Varel, direkt am Jadebusen gelegen, drei große Landschaftstypen: Geest, Moor und Marsch. Darüber hinaus kennzeichnend sind auch ausgedehnte Waldgebiete in zentraler Lage, die z.T. erst auf landwirtschaftlich übernutzten Böden angelegt worden sind.
Der Siedlungskern liegt auf einem Geestsporn der Oldenburgisch-Ostfriesischen Geest, einer Landschaft, die von der vorletzten Kalt-(Eis-)Zeit geprägt worden ist. Die Vareler Geest macht zusammen mit der Dangaster Geest-Insel ungefähr die Hälfte des Gemeindegebiets aus. Auf der Geest (Namen wie Dangast, Auf der Gast, Achter de Gast, Gaststraße weisen darauf hin) entwickelte sich im Zuge der Landnutzung aus betriebswirtschaftlichen und ökologischen Gründen ein Netz von Wallhecken, das im Lauf der Zeit geschrumpft und degeneriert, aber heute unter Schutz gestellt ist.
Im Nord- und Südosten der Geest entstanden durch Stau abfließenden Wassers Geestrandmoore, die erst im 19. Jahrhundert kolonisiert wurden (Dangaster Moor mit Moorhausen und Dangastermoor, Jethauser Moor mit Neudorf).
Die Erschließungswege wurden durch Anpflanzungen vorwiegend von Eichen und Birken gesichert und machen heute den Großteil der Alleen Varels aus. Zusammen mit Alleen auf der Geest, im Wald und in der Stadt gibt es 50 Alleen, einige sehr regelhaft mit einer Baumart angelegt, andere mehr im "Kraut und Rüben"-Stil.
Alle Alleen sind in einem Kataster des Niedersächsischen Heimatbundes registriert und bewertet, davon 16 mit hoher und sehr hoher ökologischer und landschaftlicher Bedeutung. Diese warten auf eine Festlegung als "Geschützter Landschaftsbestandteil" nach Bundesnaturschutzgesetz. Dazu kommen 25 Alleen mit mittlerer Bedeutung. Das erlaubt die Kennzeichnung: "Varel – Stadt der 50 Alleen", einmalig in Deutschland. Das passende Fotoheft kann in der Stadtbibliothek gefunden werden.
Im Osten und Norden liegen Marschen (auch Groden genannt), die als ehemaliger Meeresgrund durch Eindeichung zu wertvollem Agrarland wurden: Jader Marsch und Marsch des Schwarzen Bracks. Das Schwarze Brack ist eine große westliche Weiterung des Jadebusens, die durch mehrere große Sturmfluten entstanden und im 17. Jahrhundert dem Meer durch Eindeichung wieder entrissen worden ist. Während auf der Geest hier und da Alleen angelegt wurden oder aus degenerierten Wallhecken entstanden sind, sind sie in der Marsch eine Ausnahmeerscheinung.
Das Schwarze Brack wird übrigens sehr wahrscheinlich das erste Gebiet sein, das eines Tages dem steigenden Meeresspiegel zum Opfer fallen wird. Die Karte "Hochwassergefahr infolge Meeresspiegelanstieg" vermittelt einen ersten Eindruck. Die zwischen Moor und Marsch liegende Vareler Moormarsch ist gewissermaßen der "Kampfplatz" zwischen Moorbildungs- und Meeresablagerungsprozessen, eine Gemengelage von Torf und marinen Sedimenten.
Konzeption / Umsetzung: Martin Heinze/ Thomas Bredehorn